17. September 2023

Geführte Wanderung zu Nordracher Höhenhöfen und Altglashütten

Wandern und dabei Geschichte kennen lernen, dies hat der Historische Verein Nordrach am vergangenen Sonntagnachmittag angeboten. Ziel waren einmal mehr einige Standorte der ehemaligen Höhenhöfe sowie Altglashütten. 13 Wanderer, im Alter von 7 bis 86 Jahren, trafen sich bei der Kapelle Kolonie, wo sie von Wanderführer Thomas Laifer begrüßt wurden.

Thomas Laifer führte die Wandergruppe und informierte die Wanderer über die Ansiedlung der Höhenhöfe

Der Aufstieg führte über den alten Oppenauer Weg den Nagelsbach hoch, an dessen steilem Westhang sich mehrere Höfe befanden. Sie wurden vom Mitteleckhof ausgereutet und urbar gemacht, um einen Zugang zu fließendem Wasser zu erhalten. Sommerliche Temperaturen und eine recht hohe Schwüle ließen auch bei den Wanderern die Schweißperlen fließen.

Auf 700 m Höhe erreichten die Wanderer den „Steinernen Wegweiser“, ein Monolith in der Form eines Obelisken, der im Jahre 1841 errichtet wurde und den Bauern und Handwerkern den Weg von Nordrach Fabrik nach Oppenau und Peterstal zeigte.

Das nächste Ziel war der ehemalige Schäfersfeldhof. Im Jahr 1706 wurde die Hofstelle als Sennerei erstmals erwähnt. Das stattliche Hofgebäude hatte einen Grundriss von etwa 28 m Länge und 12 m Breite. Reste der Grundmauern des Kellers sowie die Auffahrt zur Scheune sind noch vorhanden. Zum Hof gehörten auch eine Viehtränke und eine Zisterne, die noch recht gut erhalten sind. Der Hof wurde bis 1823 betrieben, danach abgebrochen und die landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden aufgeforstet.

Weiter ging es in Richtung Süden bis in den oberen Dörrenbach, wo das Kloster Gengenbach im Jahre 1696 einen Glasofen mit acht Ständen (Arbeitsplätze) errichten ließ. Johannes Sigwarth aus Solothurn wurde ab 1699 alleiniger Pächter. Die Glaser stellten u.a. Spiegelscheiben, Vasen, Flaschen und Trinkgläser her. Als im Jahre 1724 Johannes Sigwarth verstarb, schloss das Kloster Gengenbach mit der Witwe Anna Maria Sigwarth einen neuen Lehensvertrag mit einer Laufzeit von zwölf Jahren ab. Erstaunlich, dass zu jener Zeit eine Frau die Glashütte weiterbetreiben durfte. Im Jahre 1737 wurde die Glashütte auf die andere Talseite verlegt, da der in großen Mengen benötigte Rohstoff Holz in diesem Gebiet verbraucht war.

Der jüngste Wanderer Elias wurde hier für seine Teilnahme besonders belohnt. Im vorbeifließenden Dörrenbach, seit der Zeit der Glashütte auch Glasbach genannt, fand er kleine blaugefärbte Glasscherben, Zeugen der damaligen Glasherstellung.

Noch im Sterbejahr ihres Mannes ließ die Witwe Anna Maria Sigwarth in der Nähe der Glashütte das „Glaserkirchlein“ errichten. Dieses Kirchlein wurde nach dem Abzug der Glashütte um 1775 ins Tal verlegt. Auf den frei gewordenen Flächen wurden nach und nach drei Höfe errichtet und hier bis 1822 bzw. 1844 Landwirtschaft betrieben. Auch diese Höfe mussten dann aufgegeben werden und die Flächen wurden aufgeforstet. Thomas Laifer erläuterte an den einzelnen Standorten, wo sich auch Informationstafeln befinden, die geschichtlichen Abläufe und konnte viele Fragen beantworten. Nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden Wanderzeit wurde bei der Fachklinik Klausenbach wieder der Ausgangspunkt erreicht, wo die Wanderer Thomas Laifer für die außerordentlich interessante Führung dankten.

Elias freute sich über seinen Fund, blau gefärbte Glasscherben