Die „Pouponnière“ von Nordrach und die Französischen Besatzungskinder nach dem Zweiten Weltkrieg
In der französischen Besatzungszone Deutschlands wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mehr als 20.000 Kinder geboren, die eine Deutsche zur Mutter und einen Franzosen zum Vater hatten: Kinder aus Vergewaltigungen ebenso wie Kinder aus zeitweisen Verbindungen und aus dauerhaften Liebesbeziehungen.
Das französische Kinderheim im Luftkurort Nordrach im Schwarzwald, die „Pouponnière“, war von 1947 bis 1949 eine Drehscheibe für die Säuglinge, die aus der französischen Zone nach Frankreich verbracht wurden.
Das bestens ausgestattete Heim war im ehemaligen Sanatorium für Lungenkranke der Stiftung Rothschild untergebracht – einem herrschaftlichen Gebäude, umgeben von einer großzügigen Parkanlage, von 1942 bis 1945 ein Geburtshaus des SS-Vereins „Lebensborn“.
Woher kamen diese Kinder? Was hat die Mütter veranlasst, ihre Kinder abzugeben? Wohin wurden die Kinder später gebracht und was ist aus ihnen geworden?
Prof. Dr. Rainer Gries (Sigmund Freud PrivatUniversität Wien-Paris-Berlin) und Dr. Michael Martin (Stadtarchiv Landau), selbst ein so genanntes „Franzosenkind“, rekonstruieren den Weg dieser Babys, die von ihren französischen Vätern nicht anerkannt, von ihren deutschen Müttern offiziell aufgegeben und in die Obhut der französischen Behörden übergeben wurden. Diese „aufgegebenen Kinder“ („enfants abandonnés“) wurden in Nordrach einerseits liebevoll gepflegt – andererseits aber auch gesichtet und auf ihre Tauglichkeit als Franzosen begutachtet.
Die französischen Behörden haben 1951 die Akten der adoptierten Besatzungskinder aus deutschen Dienststellen nach Frankreich geholt – offiziell, um die dortigen Dokumente zu vervollständigen, in Wahrheit aber, um alle Spuren zu den Wurzeln der repatriierten Kinder in Südwestdeutschland endgültig zu tilgen.